Jahre ist es her, da kam Siri. Ein Sprachassistent der uns iPhone Nutzern das leben erleichtern sollte. Mittlerweile gibt es neben Siri aber auch Cortana (Microsoft) und Amazons Alexa. Bald gesellt sich Bixby (Samsung) und noch ein paar andere lustige „Gesellen“ zur buten Truppe der Sprachassistenten. Aber was darf man als Nutzer nun, im konkreten Fall von Amazons Echo, erwarten?


Seit Siri im Oktober 2011 das „Licht der Welt“ erblickte ist viel Wasser die blaue Donau runtergeflossen und die Konkurrenz hat mächtig aufgeholt. Ja, Siri kann viel, aber Siri ist in meinem Fall meist mit dem iPhone in der Hosentasche verstaut und hört nicht zu. Und seit iOS 10 meint sie zudem irgendwie ständig „Hey Siri“ zu hören, obwohl das niemand sagte.

Dann erhielt ich kurz vor Weihnachten die Einladung, Amazons Echo bestellen zu „dürfen“. Ja, „dürfen“, denn den Echo gab es bis zum 13. Februar nur gegen Einladung auf die man lange warten musste; mittlerweile kann Echo von jedem sofort bestellt werden.

Grundsätzlich aber gibt es Amazons Echo in den USA schon ein ganze Weile am Markt, frei bestellbar und mit einem Arsenal von mehreren tausend „Skills“ also kleinen installierbaren Funktionserweiterungen für den Echo bzw. Amazons zugrunde liegendem Alexa Dienst.

Alexa, also der intelligente Sprachdienst selbst, der auf dem Echo läuft (so wie Siri auf iPhones, dem AppleTV oder dem Mac läuft), ist bei uns noch im quasi „Beta-Stadium“ – daher das anfängliche Einladungssystem. Amazon wolle hier noch groß feilen um den Dienst zur letztlichen Marktreife zu bringen.

Lieferumfang & Verpackung

Sowohl der Echo als auch der Echo Dot kommen in einer recht kompakten Verpackung daher. Die Geräte selbst sind mit einer transparenten Folie umwickelt, mitgeliefert wird im Fall des Dot ein Micro USB Netzgerät, der große Bruder hat ein separates Netzgerät ohne Micro USB Buchse – das ist etwas schade, ist man so doch eher auf das mitgelieferte Netzgerät angewiesen. Wir finden zudem noch ein Booklet zum Loslegen – das war’s. Mehr wird auch nicht benötigt.

Alles in allem wird auf übermäßig viel Kunststoff verzichtet und das Design ist hübsch. Passt also!

Inbetriebnahme

Wer einen Echo bestellt und nach dem Versand bereits die Alexa App lädt und sich anmeldet der findet den neuen Echo sofort registriert am eigenen Amazon Konto vor. Die gesamte Inbetriebnahme ist kurz, schmerzlos und wunderbar einfach.

Man wird gefragt, ob man das neue Gerät konfgurieren wolle, tippt auf weiter, erhält die Information man müsse sich, sobald der Leuchtring am Echo orange pulsiert, in den WLAN Einstellungen des iPhones mit dem WLAN des Echo verbinden. Danach kehrt man zur Alexa App zurück, sagt dem Echo mit welchem heimischen WLAN er sich verbinden soll und eine Minute später ist der Echo oder Echo Dot eingerichtet und betriebsbereit. Keine fünf Minuten dauert das. Und tatsächlich ist der Echo damit voll betriebsbereit und kann sofort genutzt werden. Sei das um Musik abzuspielen, Witze zu erzählen, Fragen zu beantworten oder auch einfach nur einen Timer zu setzen oder nach dem nächsten guten Lokal zu fragen.

Design & Bedienelemente

Beide Geräte sind außerordentlich gut verarbeitet; sowohl der 179€ teure Echo als auch der kleine Echo Dot für 60€; der Große allerdings ist nochmal einen Tick mehr „Premium“ als der Kleine Dot. Tasten jedenfalls haben gute Druckpunkte und der Leuchtring sieht einfach toll aus, trotzdem gut, dass er nur wenn etwas „passiert“ oder der Echo stumm geschaltet ist, leuchtet.

Echo

Im Grunde ist der Echo eine Röhre. Die untere Hälfte weist Löcher für den Ton auf da es sich ja hier um einen recht kraftvollen Lautsprecher handelt. Ganz unten hinten wird der Strom angeschlossen. An der Oberseite finde wir einen großen Drehring zum Einstellend er Lautstärke und zwei Tasten, eine um manuell die Spracheingabe zu starten (z.B. bei extrem lauter Musik) und eine um die Mikrofone temporär abzuschalten (dann leuchtet der Leuchtring knallrot). Mehr Bedienelemente hat der Echo nicht – braucht er auch nicht.

Echo Dot

Auch der Dot hat einen eingebauten Lautsprecher, dieser ist aber eher nur für Sprachausgabe denn für die Wiedergabe von Musik gedacht. Dennoch hört er sich ganz gut an, für die Größe. Da der Dot als unauffälliges kleines Gerät konzipiert ist und zudem über Hüllen noch aufgehübscht werden kann, wurde hier auf den großen Drehregler verzichtet – dafür hat der Dot auf seiner Oberseite eine Plus- und eine Minustaste um die Lautstärke einstellen zu können. Der Dot hat zudem neben der MicroUSB Buchse an der Hinterseite auch noch einen AUX-Ausgang um Lautsprecher (oder die Stereoanlage) direkt anschließen zu können – diesen Anschluß hat man beim großen Bruder eingespart.

Sprachsteuerung

Hier sind Echo und Echo Dot gleich auf. Bei beiden Geräten funktioniert das Schlüsselwort „Alexa“ (oder Echo, Amazon oder Computer) einwandfrei. Im Test musste ich leider sagen, dass „Computer“ als Schlüsselwort weniger zuverlässig erschien, als Alexa. Aber das war nur ein subjektiver Eindruck meinerseits.

Je lauter Echo Musik abspielt bzw. je lauter die Umgebungsgeräusche sind desto eher gibt’s bei der Spracherkennung mal Aussetzer. Ein laut laufender Dunstabzug ist da nie ein Problem, laute Musik aber schon. Glücklicherweise haben beide Echos auf ihrer Oberseite eine Taste um die Sprachsteuerung auch manuell aufzurufen; laufender Content wird dann leise geschalten und Sprachkommandos können einwandfrei eingesprochen werden.

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Alexa wird hier auch zunehmend „flexibler“ und versteht vielerlei Kommandos die nicht in eine zwingende Form gebracht werden müssen. So verstand sie am Beginn meines Tests nur „Alexa, stelle den Timer auf 5 Minuten“ während sie jetzt auch mit „Alexa, Timer 5 Minuten“ keine Probleme mehr hat.

Bei den Fragen, die man Alexa stellen kann, muss man leider immer mal probieren. Manchmal fallen die Antworten sehr kurz aus, manchmal ausführlich aus Wikipedia. Besonders praktisch finde ich Wecker, Timer, To-Do listen und Einkaufslisten oder auch die Funktion einfach mal irgendetwas berechnen zu lassen.

Wer Google Kalender verwendet und selbigen in der Alexa App verbindet, der kann Alexa auch nach den anstehenden Terminen eines bestimmten Tages fragen; mit iCloud funktioniert das derzeit leider (noch) nicht.

Pimp my Echo – mit Skills

Hier liegt das eigentlich große Potential von Amazons Alexa und Echo. Mittels sogenannter „Skills“ also „Fähigkeiten“ kann das System erweitert werden. Während in den USA mehrere tausend solcher Skills bereits seit längerem zur Verfügung stehen, so ist das Angebot bei uns noch sehr „überschaubar“. Hue, Tado, Siemens Homeconnect für den Backofen und die Waschmaschine oder auch Chefkoch, Fleckentferner, Uber oder MyTaxi – alles da. Homeconnect Trockner fehlt aber und die IFTTT Anbindung funktionier leider nur auf englisch derzeit, obwohl sich das bald ändern sollte.

Macht nix, im Grunde muss man für Echo so oder so das korrekte Kommando kennen und genau hier sollte Amazon eben noch nachbessern. So muss man für die Waschdauer der Siemens Waschmaschine beispielsweise fragen: „Alexa, frage HomeConnect Waschmaschine wann die Wäsche fertig ist“. Etwas holprig; hier sollte Amazon nachbessern damit die Steuerung so einfach wie bei Hue („Alexa, schalte das Licht in der Küche ein“) oder Tado („Alexa, stelle die Heizung im Wohnzimmer auf 23°C“) funktioniert. Das liegt aber grundsätzlich daran, wie ein Skill aufgebaut ist; diese direkt ansprechbaren Skills sind meist jene die dezidiert als SmartHome Skills deklariert sind; der große Rest muss über spezielle Kommandos gesteuert werden also meist mit „Alexa, frage XYZ nach ABC“.

Seit Anfang Februar 2017 konnte ich feststellen, dass Amazon deutlich mehr Skills freischaltet und die Anzahl der verfügbaren Skills täglich wächst. Vieles davon ist Spielerei (oder Mist) aber kürzlich kamen z.B. Devolo Home Control, Lutron Connect oder auch Nanoleaf, Conrad Connect oder LaMetric Time hinzu.

Skills sind definitiv das stärkste Asset des Echo-Systems und ich finde es extrem vielversprechend, dass sich hier so viel tut! Klar, vieles ist noch stark verbesserungswürdig (auch Hue ist teilweise noch nur auf Räume beschränkt) aber die Richtung stimmt.

Alexa App

Amazons Alexa App wird zwingend zum Betrieb eines Echo Lautsprechers benötigt.

‎Amazon Alexa
‎Amazon Alexa
Entwickler: AMZN Mobile LLC
Preis: Kostenlos+
Amazon Alexa
Amazon Alexa
Entwickler: Amazon Mobile LLC
Preis: Kostenlos

Hier erfolgt die initiale Konfiguration ebenso wie alle Einstellungen und vor allem das Aktivieren der diversen Skills. Über ein Menü können die einzelnen Unterpunkte bequem erreicht werden, allerdings muss man sagen, dass Amazon hier durchaus noch etwas mehr Liebe in die App stecken könnte. Sie funktioniert jedenfalls einwandfrei und man kommt wunderbar mit der Alexa App über die Runden.

 

Audioqualität

Echo

Dem Echo merkt man an, dass Amazon großen Wert auf ein ausgewogenes und verzerrungsarmes Klangbild gelegt hat. Zwar ist der Echo sicher nicht der beste Solo-Lautsprecher den man für das Geld kaufen kann, er leistet sich aber auch keine nennenswerten Schwächen. Musik wird mit angenehmen Bässen, klaren Höhen und hervorragender Stimmwiedergabe reproduziert und fügt sich wunderbar ins gute Gesamtbild ein. Wer noch das extra Quäntchen Klang herausholen will, der kann natürlich auch den „großen“ Echo via Bluetooth mit einem noch besseren Bluetooth-Lautsprechersystem verbinden. Das führt dann aber irgendwie die Anschaffung des deutlich teureren Echos (im Vergleich zum Dot) ad absurdum.

Wo Musik bereits toll klingt brilliert der Echo natürlich speziell bei der Sprachwiedergabe. Hörbücher mit dem Echo zu genießen ist einfach wunderbar.

Natürlich klingt ein Sonos Play:1 noch besser als der Echo, dafür fehlt dem Sonos wiederum Alexa. Ich persönlich gebe hier dem Echo den Vorzug.

Echo Dot

Der Dot kostet etwa 150€ weniger als sein großer Bruder, verzichtet dabei aber im Grunde wirklich nur auf das ausgeklügelte Lautsprechersystem und das hochwertige große Einstellrad für die Lautstärke. Alle anderen Funktionen beherrscht der Dot genauso gut und/oder schnell.

Wird der Dot als reiner Sprachassistent verwendet, so reicht der eingebaute Lautsprecher sowohl hinsichtlich der Klangqualität als auch hinsichtlich der möglichen Lautstärke durchaus aus. Das Volumen des großen Echos erreicht der Dot natürlich nicht, und speziell bei Nebengeräuschen versteht man den Ton des Dots schlechter als jenen des großen Echos.

Dennoch, für den Preis ist auch der Dot quasi ein No-Brainer, allerdings sollte man ihn nicht als Bluetooth-Lautsprecher verstehen sondern wirklich nur als den Sprachassistenten der er ist.

Sprachsynthese

Hier spreche ich nun dezidiert von Alexa und nicht von Echo; denn „Echo“ bezeichnet im Grunde die Lautsprecher, wohingehend „Alexa“ der Sprachassistent von Amazon ist.

Auch die Sprachsynthese ist auf extrem hohen Niveau, speziell auch, wenn man sie z.B. mit Siri vergleicht. Alexa hat fast nie Probleme mit Mischungen aus deutschen oder englischen Begriffen. Werden z.B. von Spiegel Online die Headlines vorgelesen so hat Alexa keine Problem sowohl deutsche als auch Wörter aus dem Englischen vorzulesen.

Auch Songtexte oder Interpreten bringen Alexa selten aus dem Tritt. „Alexa, spiele Songs von Jack Johnson“ funktioniert anstandslos und auch Alexas Bestätigung „Zufällige Wiedergabe von Songs von Jack Johnson“ ist eine perfekte Mischung aus deutsch mit dem englischen Namen des Interpreten.

Als Alexa gerade erst deutsch gelernt hatte war speziell das Vorlesen von Texten wie sie manche Anbieter der „täglichen Zusammenfassung“ anbieten etwas holprig; mittlerweile ist die Wiedergabe so gut geworden, dass nur noch selten manche Wörter oder Phrasen ein ganz klein bisschen seltsam anmuten.

Alles in allem jedenfalls super, tausend mal besser als Siri mit ihrem grottenschlechten Denglish – versucht mal Siri anzuweisen, Songs von Alanis Morissette abzuspielen… viel Spaß 😉

Alexa im Alltag

Ich war ja extremst skeptisch ob Alexa ihren Weg in unseren Alltag finden würde. Zu gemischt und eher enttäuschend waren die bisherigen Erfahrungen mit Siri. Alexa ist aber mit wehenden Fahnen eingezogen und ich möchte sie nicht mehr missen. Seien es Brötchen oder Ei-Timer am Wochenende, seien es Fragen aus dem Alltag oder (zugegebenermaßen) wirklich unterhaltsame Witze. Es passt einfach! Schnelles Umrechnen mit beiden Händen in der Weihnachtsgans? Kein Problem – klappt. Songs aus allen möglichen Quellen? Klappt auch. Internetradio via TuneIn? Perfekt – endlich meinen Lieblingssender SWR3 auf der Küchentheke!

Dank Alexa habe ich seit vielen Jahren sogar wieder richtig viel Spaß an Hörbüchern gefunden. Klar, gefangen im Amazon (Audible) Ökosystem, aber da bin ich doch ohnehin schon vorher auch gewesen. Man fährt mit dem Auto – hört sein Hörbuch; der „Lesestand“ wird synchronisiert. Man betritt das Zuhause, springt in ein paar bequeme Klamotten und ruft „Alexa, lies mein Hörbuch vor“ – zack: „Hörbuch XYZ wird aus Holgers Audible Bibliothek abgerufen“ – und schon geht’s lückenlos weiter.

Ihr merkt schon, ich bin ein echter Fan geworden. Alexa erleichtern mir das Leben. Ich muss nicht mühsam über die Harmony Fernbedienung am Wochenende den Receiver starten und warten bis er sich verbindet – ein Kommando schon läuft SWR3. Ich kann bequem und ohne hinzugucken mehrere Timer beim Kochen setzen, zwischendurch das Licht heller machen, den Tado Thermostaten höherstellen und das alles, während ich ein schönes Hörbuch höre. Klingelt das Handy sage ich „Alexa, STOPP“ – schon ist sie still.

Und genau so muss das funktionieren. Nicht wie Siri, bei der ich „Hey Siri“ sage, auf den Ton warte, ein Kommando sage, und dann eine falsche Antwort bekomme. Nicht wie bei Siri, die sich seit iOS 10 ständig auch auf was weiß ich für welche Töne von Kollegen meldet, die definitiv KEIN „hey Siri“ gerufen hatten.

Update 14.02.2017 – Datenschutz

Viele von euch haben vielleicht Bedenken zum Thema Datenschutz. Eines muss jedem klar sein: In dem Moment, in dem ein digitaler Assent, egal ober „Siri“, „Google Now“, „Google Assistant“, „Cortana“, „Alexa“ oder „Bixby“ heißt, Daten, also Suchanfragen und/oder Sprache ins Internet an einen Server schickt, hat man das Gesagte bereits preisgegeben. Dem kann man vertrauen, muss man aber natürlich nicht.

Amazon sagt zum Echo bzw. eigentlich zu Alexa, dem zugrundeliegenden Dienst, dass erst ab dem Zeitpunkt da der Echo oder Echo Dot das Aktivierungswort hört zugehört wird, und erst dann das dem Wort folgende Kommando an Amazon zur Analyse und Bearbeitung gesandt wird. Der Suchverlauf der Sprach-Suchanfragen bleibt aber natürlich bestehen (das kann man in der Alexa App auch jederzeit einsehen und bei Bedarf löschen). Allerdings betont Amazon auch, dass das Löschen bestehender Anfragen die Intelligenz des Systems wiederum schmälern könne…

Fazit

Ich habe lange überlegt ob ich tatsächlich 60€ für einen Echo Dot ausgeben sollte. Bluetooth Lautsprecher habe ich zu Hauf und eigentlich, dachte ich, ist Siri eh das Maß aller Dinge. Nun ja… also nein. Siri benutze ich eigentlich gar nicht mehr. Siri wird derzeit dem Hype nicht gerecht, schon war nicht als so viele Jahre gereiftes System. „Hey Siri, neuer Termin am 25. März 17 Uhr 30 – Meeting mit Frank“ – „OK, Holger, ich habe deinen Termin neuer Termin für morgen 17:30 erstellt. Soll ich ihn erstellen?“ WTF???

Alexa FUNKTIONIERT. Sie macht, was ich ihr an den virtuellen Kopf werfe und nur ganz selten klappt etwas nicht. Bei Fragen zur Welt z.B. „Wer ist Melania Trump“ Ups schon wieder dieses Un-Wort…argh – weiß Alexa (noch) keine Antwort. In Summe aber hat Amazon hier fast alles richtig gemacht – vor allem MERKT man als Nutzer, dass laufend Verbesserungen stattfinden! So muss das sein. Und da das lästige Einladungssystem jetzt auch weggefallen ist heißt die Empfehlung klar: ZUSCHLAGEN!