tado-presse-DE-BoxSmartphoneDas Haushalten mit den Ressourcen unserer Umwelt wird immer wichtiger und glücklicherweise gibt es mittlerweile Lösungen wie Tado die auch Nicht-Programmierern oder Technik Geeks eine einfache Möglichkeit bieten wollen, die Heizung (im konkreten Fall) intelligent zu regeln.

All das verspricht jedenfalls der münchner Hersteller „Tado“. Im folgenden Testbericht will ich euch nun diese Heizungslösung vorstellen. Vom Auspacken bis zum laufenden Betrieb. Hier handelt es sich zudem um einen Dauertest: Neues, Erfahrungen meinerseits sowie sonstige Erkenntnisse zum Tado-System werde ich laufenden dem Artikel hinzufügen!

Verpackung und Lieferumfang

Erster Eindruck: Super! Ungebleichter Karton. Stabil, einfach zu öffnen, übersichtlich arrangiert. Links im Bild die „Tado Box“, also sozusagen das Gehirn des Systems, rechts das „Gateway“ also jener Baustein, der die Verbindung zum Internet herstellt, unten eine Schachtel die jegliches nur erdenkliche Installationsmaterial beinhaltet (u.a. Schrauben, Kabel, Netzwerkkabel, sogar an einen Phasenprüfer wurde gedacht – alle Achtung!). Unter der Tado Box finden wir zudem noch ein wahlweise über Solar oder Micro USB gespeistes Funkthermometer dass bei etwaig ungünstiger platzierter Tado Box die Temperaturmessung übernimmt.
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Ein Handbuch sucht man vergebens, das ist aber auch nicht notwendig, mehr dazu später. Auf einer kleinen Karte wird zudem eine URL zum Starten der Installation sowie Benutzername & Passwort der Tado Box genannt. Es kann also losgehen!

Installation

Hier muss natürlich etwas ausgeholt werden; derzeit ist Tado für Wohnungen mit Zentral- oder Etagenheizung geeignet. Zentrum des Geschehens ist die Tado Box die auch (derzeit) der einzige Temperaturfühler des Systems ist. Das oben erwähnte Funkthermometer kann derzeit nicht parallel zur Box verwendet werden; der Nutzer muss sich also für die eine oder andere Option entscheiden. Die Box steuert also zentral das Heizgerät an, schaltet dieses also Ein- oder aus. Es empfiehlt sich sehr, vor dem Kauf den Support zu kontaktieren oder die FAQ Sektion zu durchstöbern, ob Tado für den eigenen Anwendungsfall auch wirklich geeignet ist.

In meinem Fall musste Tado den Regelkreis der Fußbodenheizung in einer Wohnung in einem Passivhaus ansteuern. Relevant war nur der Wohnraum, zwei weitere „Temperaturzonen“, nämlich das Bad (immer etwas geheizt) sowie das Schlafzimmer (nie beheizt) waren für mich irrelevant.

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Grundsätzlich fragt nach Eingabe der Installations URL die Website das gegenwärtige Setup ab. Welche Therme wird verwendet? Welches Thermostat usw. Somit kann eine maßgeschneiderte Lösung für jeden neuen Nutzer erstellt werden. Tado hat sogar an Sticker gedacht, mit denen die Kabel der des alten Thermostats gekennzeichnet werden können um so den Anschluss der Tado Box zu erleichtern.

Angemerkt sollte hier auch noch werden, dass Tado, wie bei uns üblich, mit 230V Wechselspannung arbeitet – anders als das in Amerika populäre „Nest“ Thermostat, welches mit 24V Niederspannung funktioniert.

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In meinem Fall, da zentral mit Warmwasser versorgtes Passiv-Mehrparteienhaus und unbekanntem Thermostat half zwar nicht die Website, wohl aber der ausgesprochen kompetente und freundliche Support schnell weiter und die gesamte Installation dauerte nur ca. 15min. Allerdings muss ich auch zugeben, dass natürlich meine Ausbildung als Elektrotechniker hier hilfreich gewesen sein dürfte 😉

Bevor die eigentliche Box installiert wird, muss natürlich zunächst das Gateway mit dem Internet, also z.B. dem DSL Modem, einem Router, der Airport Station oder einem Switch verbunden werden. Auch dies wird genau im Online-Installationsprozess angezeigt, sogar mit Rückmeldung, sobald das Gateway gefunden wurde. Netzgeräte für das Funkthermometer (falls verwendet) sowie das Gateway (sofern der Router z.B. keine Spannung liefert) liegen ebenso wie zugehörige USB Kabel dem Installationspaket bei. (nochmal: Alle Achtung!)

Ist das Gateway am Netz muss die Heizungsanlage (bzw. der Stromführende Teil des Thermostats) natürlich stromfrei geschaltet werden. Also: Sicherung raus, altes Thermostat demontieren und gemäß Anleitung die Kabel mit den Stickern kennzeichnen. Löcher anzeichnen, Bodenplatte der Box montieren, Kabel dran, Tado Box draufklippsen und fertig. Sobald die Tado Box wieder mit Strom versorgt wird vermeldet kurze Zeit darauf auch das Gateway, dass es mit der Box verbunden ist.

Im Rahmen der Erstinstallation werden natürlich auch die Wunschtemperatur, die Absenktemperatur sowie ob das externe Solarthermometer verwendet werden soll, abgefragt. Natürlich muss für das Geofencing auch die Adresse (optional der Name und die Telefonnummer) angegeben werden. Das Solarthermometer kann natürlich auch später noch nach Wunsch zu- bzw. abgeschaltet werden.

Ein erstes Login im Webinterface (mit besagten Zugangsdaten) und schon sieht man die Temperatur des Wohnraumes und kann weitere Einstellungen vornehmen.

Nachdem das System betriebsbereit ist, muss natürlich auch die Smartphone-App Installiert werden. Alles einfach und selbsterklärend:

Verbesserungswunsch: Der vergebene Name des Telefons sollte auch nachträglich änderbar sein, momentan muss zur Änderung noch die App am Telefon sowie der Nutzer im Webinterface gelöscht  und dann neu angelegt werden.

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Konfiguration

Tado kann über die iOS App, eine Android App oder das Webinterface konfiguriert werden. Für jedes neu hinzugefügte Gerät kann zudem festgelegt werden, ob es über Geofencing die Anwesenheit triggern soll, oer nicht. Beispielsweise könnte ein iPad, welches meist zu Hause bleibt, nur als Tado Terminal dienen, die iPhones der Bewohner aber das automatische Absenken der Temperatur beim Verlassen der Wohnung steuern. Bravo!

An Einstellungsmöglichkeiten bietet Tado (derzeit) neben Tages- und Absenktemperatur, noch die Einstellung des Komfortlevels (sparsam > optimal > komfortabler), die Einstellung der Schlafzeiten, entweder Wochentags + Wochenende, täglich oder wöchentlich, eine manuelle Steuermöglichkeit um die Heizung auf Dauerbetrieb (oder dauerhafte Absenkung) zu schalten sowie eine Übersicht der Nutzer mit Tado App.
Über die Account Settings werden Adressdaten und Kontaktinformationen verwaltet.

Angesprochene Komfortlevel und die Schlaf- & Wachzeiten stehen in direktem Zusammenhang. Wer „sparsam“ wählt, wird bei der Ankunft zu Hause eine eher kühlere Wohnung vorfinden, da Tado erst später mit dem Heizen beginnt. Wer es komfortabel mag, der sagt Tado, dass schon früh mit dem Heizen begonnen werden soll und entsprechend bei der Ankunft zu Hause bereits die Wunschtemperatur erreicht ist. Die „optimale“ Einstellung bewegt sich irgendwo zwischen sparsam & komfortabler. Im Test hat sich optimal als optimal herausgestellt 🙂

Tado in der Praxis

In der Praxis funktioniert Tado hervorragend, allerdings sind natürlich träge Systeme wie z.B. unsere Fußbodenheizung nicht ganz so gut dafür geeignet, wie herkömmliche Heizkörper mit hoher Vorlauftemperatur. Auch hierfür aber hat Tado eine „Lösung“, die Box lernt nämlich dazu. Nach einigen Tagen des Betriebs weiß die Box, wie sehr sich Sonneneinstrahlung z.B. auf die Wohnraumtemperatur auswirkt und ob an einem sonnigen Tag etwa vielleicht gar nicht geheizt werden muß – das ist bei uns im Passivhaus der Fall.
Auch mit kurzem Stoßlüften sollte Tado umzugehen wissen – so sollte die Heizung vorerst nicht anspringen, wenn ein rapider Temperatursturz durch’s lüften erkannt würde; in meinem Test funktionierte dies noch nicht so ganz zuverlässig.

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Auch der künftige Wetterbericht hilft Tado beim Heizverhalten, wird z.B. für den nächsten Tag extrem warmes Wetter vorhergesagt und die Box weiß, dass das Haus z.B. nur langsam abkühlt, wird vorsorglich wenig geheizt. Umgekehrt funktioniert das ganze natürlich bei angekündigtem Temperatursturz ebenso und es wird weniger stark abgesenkt.
Diese ganze Regelei von Tado merkt man im Grunde aber überhaupt nicht. Hat die Box erstmal die Charakteristik der Wohnung erlernt tritt sie komplett in den Hintergrund, spart dabei aber bares Geld. In Passiv- und Niedrigenergiehäusern oder Wohnungen natürlich weniger als in Altbauten und/oder normalen Häusern, aber gespart wird in jedem Fall.

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Geofencing

Ein weiterer sehr intelligenter und angenehmer Teil des Tado System ist die Smartphone-Integration. Nicht nur kann man bequem über das Telefon alle Werte einstellen, nein, das Smartphone sagt Tado auch, wo sich die Bewohner aufhalten (allerdings nicht als GPS Koordinaten sondern nur als Entfernungswert relativ zur Heimadresse) (Die Granularität von ortsbezogenen Daten variiert je nach Smartphonemodell und Region, in der sich ein User aufhält. Die Daten werden verschlüsselt und anonymisiert über einen SSL Tunnel (2048bit Schlüssel) an den Tado-Server übertragen und nach Auswertung in Echtzeit wieder gelöscht). Entsprechend der Entfernung und der Außentemperatur bzw. der Vorhersage errechnet Tado dann, wie weit die Temperatur der Wohnung abgesenkt werden kann um zeitgerecht beim Eintreffen der Bewohner auch wieder aufgeheizt werden zu können.

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Dies funktioniert absolut zuverlässig. Dennoch hat der Hersteller auch an die Eventualität eines z.B. anwesenden Gastes in der Wohnung gedacht. Wären nämlich die Eigentümer inklusive Smartphone außer Haus so würde Tado ja die Heizung abschalten. Dank einer separaten Taste kann aber auch der Gast manuell den Heizbetrieb wieder aufnehmen.
Anderer Anwendungsfall: Ein Ausfall der Tado-Server. Würde so die Box im Absenkbetrieb verharren, so könnte sie manuell auf Heizbetrieb geschaltet werden.

Pro & Contra

Nun, auf den ersten Blick abschreckend ist vielleicht die Erstinvestition von fast 300EUR. Tado wirbt damit, pro Monat mindestens 10EUR einzusparen, das muss aber natürlich erstmal erzielt werden. Denn wer schon vor Tado konsequent beim Verlassen der Wohnung die Temperatur auf vernünftige Werte absenkte hat hier natürlich verringertes Einsparungspotential. Ebenso Nutzer wie ich, im Passivhaus. Hier muss tendentiell nur sehr wenig und eher kurz geheizt werden, dass es Jahre dauern dürfte um die 300EUR einzuspielen.

Andererseits aber bietet Tado meines Erachtens auch einen enormen Komfortgewinn sowie die Möglichkeit, mit wenig Aufwand seine Heizung über das Internet steuerbar zu machen. Das alleine und natürlich auch das außerordentlich komplette Installationspaket und der hervorragende Support rechtfertigen für mich den Preis durchaus.

Nutzer allerdings, die kein Smartphone ihr Eigen nennen, werden wenig Vorteile von Tado haben; ebensowenig jene Personen, die, aus welchen Gründen auch immer, die meiste Zeit des Tages zu Hause sind. Dies sollte vor der Anschaffung bedacht werden.

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All jene aber, die täglich zur Arbeit gehen und in einer Wohnung mit zentraler Heizungssteuerung wohnen, haben einen klaren Vorteil von Tado. Geheizt wird, wenn es benötigt wird, gespart wird, wo immer möglich, und dies sogar mit weitgehender Regelmöglichkeit.

Persönlich hätte ich mir eventuell gewünscht, die Tado Box hätte eher ein Rastermaß. Gerade bei uns ist der alte Thermostat in einem Doppelrahmen mit der Wohnraumlüftung untergebracht – da wirkt die Tado Box daneben bzw. darüber etwas deplatziert und überdimensioniert. Eine Unterputzlösung wäre natürlich optimal.

Eines muss aber natürlich immer bedacht werden: Sollte, aus welchen Gründen auch immer, die Firma Tado mal nicht mehr existieren so besteht natürlich die Gefahr, dass das gesamte schöne Regelsystem ebenfalls seinen Dienst einstellt.

Bugs?

Während meines Tests lief die Tado Box weitestgehend einwandfrei. Lediglich wenige Male hinkte die Übermittlung der Temperaturdaten etwas hinterher, der Regeltätigkeit der Box tat das aber keinen Abbruch. Die Tado iPhone App wiederum hinkte des öfteren mit den Temperaturverläufen jenen der Webapp nach; hier sollte noch ein wenig nachgebessert werden, sodaß die aktuellen Daten beim öffnen der App zumindest zur Verfügung stehen – speziell da die App ja auf Geofencing setzt sollte dies über die Hintergrundaktualisierung von iOS kein Problem darstellen. Alles in allem aber marginale Dinge, insgesamt ein Motzen auf ausgesprochen hohem Niveau.

Fazit

Nicht immer gelingt Umweltschutz bzw. Energieeinsparung so, wie das Gewissen es einem eventuell naheliegt. Oftmals kauft man Produkte, wohlwissentlich, unverhältnismässig viel Verpackungsmüll zu produzieren. Oftmals auch läßt man vielleicht die Heizung zu lange eingeschaltet um es immer schön warm zu haben und manchmal ist es auch einfach die Faulheit, den Lichtschalter zu betätigen, der das Licht am Gang viel zu lange eingeschaltet belässt.

Tado geht hier einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Nämlich einerseits seinen Nutzern beim Sparen zu helfen, andererseits aber den Komfort nicht zu schmälern, sondern ihn sogar zu steigern.

Die Münchner Mädels und Jungs haben hier ein tolles und innovatives Produkt erschaffen, das sowohl den Energieverbrauch senkt, gleichzeitig aber auch das Wohlfühlniveau hebt. Großartig. Kleinere Bugs werden sicherlich alsbald ausgemerzt und beim Support ist man perfekt aufgehoben. Großes Lob von meiner Seite!!

Für Tados Zukunft würde ich mir einen schnellen Release kompatibler bzw. passender Heizkörperventile sowie einer Multiraumlösung wünschen. Idealerweise mit etwas kompakterer Tado Box (oder alternativ eben einer Unterputzlösung. So könnten nämlich auch viele Eigenheimbesitzer als neue Tado Nutzer gewonnen werden. Eine Installationsmöglichkeit am eigenen Server, z.B. einer Diskstation wäre natürlich ebenfalls hinsichtlich des Datenschutzes eine wünschenswerte Zusatzoption und sicher auch für viele Nutzer interessant.