Bildschirmfoto 2014-02-27 um 22.12.59Mit dem Loop hat ein weiterer Hersteller, nämlich Polar (vielfach bekannt durch hervorragende Laufuhren),  nun ebenfalls ein Fitnessarmband im Programm. Schlicht und schick ist es, das Loop. Neben dem schnöden Schrittezählen hat es aber noch ein paar Extras mit an Bord, die es von anderen Activitytrackern hervorheben. Was das ist erfahrt ihr im folgenden Testbericht.

 

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Verpackung & Lieferumfang

Dickes Lob an Polar, viel Karton, wenig Kunststoffe. Die Verpackung erinnert an jene von Pralinen (zumindest ein wenig), verjüngt sich auf der Oberseite und wird auf der Unterseite geöffnet. Mitgeliefert wird neben einem Booklet und dem Armand natürlich auch das Ladekabel sowie ein Ersatzstift für das Band (sehr löblich) und ein kleines Werkzeug, um die Stifte der Verschlussschnalle auch wieder bequem einsetzen zu können. In Summe ein komplettes Paket, schon mal ein positiver erster Eindruck!

Inbetriebnahme

Die Inbetriebnahme, nun ja, da habe ich etwas gemischte Gefühle. Grundsätzlich ist diese sehr einfach und unproblematisch, ich finde es aber halt auch nicht wirklich angebracht, im Jahr 2014 ein Fitnessarmband mit dem Rechner verbinden zu müssen, um loslegen zu können. Es muss unter http://www.flow.polar.com/loop zunächst die passende Software geladen und installiert werden, danach muss das Loop mit dem Rechner verbunden und ein „Flow Account“ angelegt werden.

Es müssen natürlich die personenrelevanten Daten wie Alter, Größe, Geschlecht und Gewicht angegeben werden, damit das Band korrekt Entfernungen sowie Kalorienverbrauch und Aktivität bewerten bzw. berechnen kann. Ist dies geschafft, so ist das Band Einsatzbereit. Nun ja, fast. Mein Testmuster war zu 70% geladen, binnen etwa 45min war es dann also voll geladen und einsatzbereit – fast, lach. Dabei wird während des Ladens eine hübsche Animation dargestellt und bei abgeschlossener Ladung der Ladezustand mit „100%“ dargestellt, solange das Band über USB mit dem Strom verbunden ist. Der Kontakt zwischen dem proprietären Stecker und dem Band wird hier magnetisch gehalten, durch eine Abflachung des Steckers passt er auch nur in einer Richtung ans Band. Wird über einen Rechner geladen, so wird das Band natürlich auch gleich synchronisiert.

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Etwas eigenwillig ist leider die notwendige Anpassung der Weite des Bandes. Das Loop wird ausgesprochen „groß“ geliefert, will heißen, es dürfte einem mittelschweren Elefanten passen, ab Auslieferung. Um es an die eigenen Handgelenke anzupassen, muss das Band mittels einer Schere (ja, einer Schere!) gekürzt werden. Dazu werden die Haltestifte des Verschlusses entfernt und das Handgelenk mittels eines beiliegenden Maßbandes gemessen und anschließend das Band beidseitig gemäß der Messung gekürzt. Abschließend wird der Edelstahlverschluss wieder montiert. Alles in allem problemlos aber natürlich auch ein Extra-Schritt der bei der Konkurrenz entfällt. Außerdem kann dieser Zuschnitt natürlich auch mal schief gehen und damit ggf. das Band wertlos werden.

Natürlich hat der Nutzer damit aber nicht nur Nachteile sondern auch zwei entscheidende Vorteile: Da Polar nur EIN Produkt produzieren und ausliefern muss, ist das Loop unglaublich preiswert (ich denke, es ist sogar das derzeit günstigste Fitnessarmband dieser Klasse!) und durch den hochwertigen und festen Verschluß verbunden mit der perfekten Anpassung an die eigenen Handgelenke sitzt es perfekt, nämlich genau so wie es für den Träger am komfortabelsten ist. Gerade bei den Jawbone oder Fitbit Bändern kann’s schon mal vorkommen, dass diese sich öffnen und (im besten Fall) irgendwo im Ärmel einer Jacke verschwinden. Das Loop sitzt bombenfest. Persönlich empfinde ich die Lösung trotz der Mühen der Kürzung des Bandes als mein favorisiertes System.

Hardware & Design

Manchmal sollte man auch besonders auf sein Umfeld hören. Denn einstimmig war die erste Aussage von Freunden die das Loop sahen: „Oh, was ist das, das sieht ja schick aus!“. Yep, dem schließe ich mich an. Die matte Oberfläche, die Chromleisten, der Verschluss aus gebürstetem Stahl – einfach schick.

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Und durch die Aktion mit der Schere auch keine mäßig schönen Löcher im Band wie bei Fitbit (wobei das für mich jetzt bei Fitbit keine Abwertung war). Aber beim Loop ist es halt noch ein bisserl schöner 🙂 Ich würde das Loop sogar gleichauf hinsichtlich des Designs mit dem Jawbone UP setzen. Hier entscheidet dann, auf die Optik bezogen, der Geschmack.

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Grundsätzlich kennen wir das Konzept des Verschlusses ja zur Genüge von Armbanduhren. Drückt man zwei kleine Tasten seitlich am Verschluß so wird selbiger freigegeben und das Band öffnet sich, wird weiter, und kann abgestreift werden.

Verschlußschnalle

Verschlußschnalle

Das Band an sich besteht aus schwarzem mattierten Kunststoff, weist auf hinten rum mittig einen streifen aus glänzendem Kunststoff auf. Vorne, an der Ober- und Unterseite des eigentlichen Displays befinden sich zwei Chromleisten, rechts davon ein kapazitiver Taster, links davon der Polar Schriftzug. Das Display ist im Normalzustand ausgeschaltet, wird der Taster berührt schaltet es sich ein und zeigt den gegenwärtigen Aktivitätslevel des aktuellen Tages an, verbrannte Kalorien, gelaufene Schritte oder die Uhrzeit. Ist ein Herzfrequenzsensor verbunden so wird auf Wunsch auch die Herzfrequenz angezeigt.
Auf der Rückseite, also, besser gesagt der Unterseite finden wir den magnetischen Strom- und Synchronisationsanschluss sowie den Rückdeckel der mit vier Schrauben gesichert ist. Durch diese Konstruktion verspricht Polar, das Loop sei bis zu 30m Wasserdicht! In meinem Test wurde es zu jedem Wannen- und Duschgang mitgenommen und funktioniert immer noch anstandslos.

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Betriebsmodi

Wie schon erwähnt, zählt das Loop Schritte, errechnet, darauf basierend, die verbrannten Kalorien und kann, dank des Displays (das aus rot leuchtenden Einzel-LEDs besteht), auch die Uhrzeit bequem anzeigen.
Killerfeature für mich: Das Loop lässt sich mit Polar Herzfrequenzsensoren wie z.B. dem H7 koppeln und zeichnet dann vollautomatisch, sobald der Sensor seinen Dienst aufnimmt, eine Trainingssession auf. Im Fitnessstudio bzw. bei allen Tätigkeiten die keine Schritte involvieren ist dies einfach Gold wert. Schade ist aber, dass die Trainingssessions ausschliesslich durch den Pulsgurt gesteuert werden. Gurt anlegen = Start, Gurt ablegen = Ende. Rudere ich z.B. zum Aufwärmen, mache anschließend Krafttraining und danach noch etwas Cardiotraining so zeichnet das Loop nur eine Session auf. Unterbrochen könnte dies nur werden, in dem man den Sensor des Pulsgurts abnimmt – nicht wirklich praktikabel. Eine einfache Lösung wäre z.B. im Webportal eine Bearbeitungsmöglichkeit anzubieten. Derzeit funktioniert das leider noch nicht.

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Weiteres sehr positiv zu bewerten ist auch die automatische Schlafaufzeichnung. Zwar ist diese naturgemäß nie so genau wie eine manuelle, aber +- 15min stören mich nicht, wenn ich dafür einfach so gar nicht mehr an das Band denken muss! Ebenfalls fetter Pluspunkt.

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Was das Loop hingegen nicht erfasst sind zurückgelegte Stockwerke. Nun, das mag für viele nicht relevant sein, allerdings ist es einfach ein zusätzlicher Motivationsfaktor zu sagen: OK, ich guck, dass ich meine 10 Stockwerke (oder 20, oder 30) pro Tag zurücklege und ich nehme dafür mal nicht den Lift um das zu erreichen. Schade, dass Polar dies nicht auch in die Sensorik integriert hat. Andererseits wird dieses „Manko“ mehr als aufgefangen durch die bereits erwähnte Herzfequenzmessung.
Der eigentliche Clou am Loop ist aber die intelligente Aktivitätserfassung. So kann zu jedem Zeitpunkt der aktuelle Aktivitätslevel abgerufen werden, der sich eben NICHT nur an Schritten orientiert, sondern auch z.B. Sessions mit Pulsmessung inkludiert. 1h im Gym und ich habe einen großen Brocken meines täglichen Solls erfüllt während z.B. ein Fitbit Armband hier genau nix aufzeichnet da wenige Schritte zurückgelegt werden (sofern man nicht am Laufband joggt). Das Loop liefert hier also weit realistischere Daten als die Konkurrenz, zumindest für sportlich aktive Menschen. Wer natürlich lediglich Schritte zählen will, braucht nicht unbedingt das Loop. Für mich genial. In Summe: Das Loop für sportlich aktive Menschen, Fitbit als täglicher Begleiter für jene die nicht dezidiert Sport betreiben.

Synchronisation

Synchronisiert wird das Loop im Hintergrund über Bluetooth LE mit dem Smartphone und der Flow App für iOS.
Natürlich kann das Loop auch über das mitgelieferte Kabel mit dem Rechner verbunden werden und die Synchronisation so durchgeführt werden. Mit dem iPhone 4 allerdings scheint die Synchronisation wegen fehlendem BT LE leider nicht zu klappen, dies sollte bedacht werden, wenn man sich ein Loop zulegt.
Nachbessern sollte Polar an der App dennoch. Nicht immer ist sie „logisch“ zu bedienen und die Hintergrundsynchronisation (iOS 7.0.6 + iPhone 5S) funktioniert hier ebenfalls nicht so problemlos und zuverlässig wie bei der Konkurrenz; manchmal wird stundenlang nicht synchronisiert obwohl diese Synchronisation grundsätzlich jede Stunde erfolgen sollte.

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App & Web-Portal

Polar bietet als Companion-App natürlich ebenfalls ein Produkt im Appstore an: Polar Flow
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Android oder gar Windows Phone Nutzer gucken aber derzeit leider in die Röhre. Weder gibt es eine App noch eine Aussage von Polar ob oder wann diese geplant wäre.
Die Flow App für iOS ist grundsätzlich recht übersichtlich und zeigt anhand eines 24h Ziffernbattes den täglichen Aktivitätsverlauf inklusive einer Legende. Ein tippen auf das Diagramm zeigt zudem die prozentuelle Verteilung der Aktivitätslevel an. Stündlich wird automatisch der Aktivitätsstatus über BT LE vom Loop synchronisiert (wenn’s klappt ;-)). Auch an eine Inaktivitätswarnung wurde gedacht, diese funktioniert derzeit aber nicht so ganz zuverlässig und poppt eher immer nur dann auf, wenn die App aktiv gestartet wird.

Natürlich sind neben der Tagesansicht mit Kreisdiagramm auch eine Wochen- und Monatsansicht mit Balkendiagrammen verfügbar, dabei werden je Tag die einzelnen Aktivitätslevel gestapelt dargestellt. Auch gesamt verbrannte Kalorien oder gegangene Schritte können so auf Wochen- oder Monatslevel übersichtlich dargestellt werden.

Natürlich bietet die App auch eine Übersicht über absolvierte Trainings inklusive Herzfrequenzkurve. Schade, dass in der Übersichtsliste der Trainings nicht über die Symbolik angezeigt wird, worum es sich handelte (z.b. Laufen, Radfahren, Kraftsport etc.). Im Webportal ist dies ja ersichtlich, sofern man es eingibt.

Eine (etwas übergroße „Info“ Sektion gibt’s in der App auch und natürlich finden wir auch die Einstellungen. Schade, dass es keinen Button für die manuelle Synchronisation gibt, da die automatische schon manchmal hängt. Über den Hardwarebutton am Loop selbst kann natürlich ebenfalls jederzeit die Synchronisation angestoßen werden. (einfach den Button am Band gedrückt halten, bis das Display wieder dunkel wird)

Das Webportal ist derzeit zwar hübsch (bietet einen Feed (dem die Freunde fehlen), eine „Erforschen“ Sektion mit Landkarte (die ohne Freunde auch wenig Sinn macht) sowie das Tagebuch das alle Trainings sowie die Aktivitätsdaten übersichtlich vereint.

Unter Fortschritt schließlich können die persönlichen Fortschritte übersichtlich dargestellt werden – z.B. die durchschnittliche Herzfrequenz je Training oder aber auch die Dauer, die Aufteilung auf einzelne Sportarten oder auch wieviel Zeit man sich in der Fettverbrennungs- oder Fitnesszone aufgehalten hat. Hier kann ebenfalls neben Wochen auch eine Monats oder auch Jahresansicht gewählt werden. Alles ist sehr hübsch und übersichtlich umgesetzt. Allerdings gibt’s keine Freundeslisten. Heißt also ich sehe mir fremde Menschen auf der Landkarte (Tab „erforschen“). Weniger hilfreich. Und: Einzelne Trainings können im Portal nicht gesplittet werden. Eine 1h Session im Fitnessstudio die z.B. aus 7min Rudern und 53min Krafttraining besteht, kann nachträglich nicht in zwei Sessions aufgeteilt werden; hier wäre mehr Flexibilität angebracht.

Auf Rückfrage versichterte uns Polar aber dass mit Hochdruck an der Weiterentwicklung des Webportals gearbeitet würde und bereits im März 2014 viele neue Funktionen hinzukommen würden. Wir sind gespannt!

Akkulaufzeit und Ladezeit

Polar gibt an, das Loop würde bis zu 6 Tage mit einer Akkuladung durchhalten. Diese Werte konnte ich größtenteils leider nicht annähernd erreichen. Allerdings verwendete ich das Loop auch sehr häufig mit dem H7 Pulsgurt zur Trainingsaufzeichnung. Trotzdem dies eigentlich über BT LE funktionieren sollte, verbraucht hier ca. 1h Training ca. 30% der Akkuladung des Loop. Wie gesagt, durch BT LE etwas verwunderlich und auch schade.
Wird kein Pulsgurt verwendet, so war der Akku zwischen den Trainingstagen nicht leer und hielt etwa 4 Tage durch. Für sehr aktive Menschen allerdings sollte hier Polar noch ein wenig an der Firmware nachbessern, denn zwei Tage Laufzeit bei 1h Training pro Tag ist nicht eben viel. Bei meiner Anwendung musste ich fast alle zwei Tage nachladen. Zeigt das Loop „Low Batt“ an, so hat man noch für ca. einen Tag Restladung. Gerade für sportlich aktive Menschen die eben genau die tolle Herzfequenzmessung verwenden möchten, ist hier die Batterielaufzeit etwas mager ausgefallen. Hoffentlich kann Polar hier über ein Softwareupdate noch nachbessern!

Tragekomfort

Die verwendeten Kunststoffe sind sehr angenehm zu tagen, es gibt keinerlei unangenehme Kanten oder Grate die das Tragegefühl schmälern. Top! Vorsicht ist natürlich beim Tippen auf MacBooks aus Alu geboten, hier könnte der Metallverschluss zu Kratzern führen. Alles in allem würde ich dem Loop aber eine Topwertung über allen Konkurrenzprodukten geben, was den Tragekomfort angeht. Es hat fast den Anschein, als habe der Hersteller die Konkurrenz beobachtet und tatsächlich versucht, das Produkt an entscheidenden Stellen noch besser zu machen. So gefällt uns das, so muss das sein.

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Vergleich mit der Konkurrenz

Die folgende Tabelle wird von uns laufend aktualisiert. Hier findet ihr alle von uns getesteten Fitnessarmbänder und deren Vor- und Nachteile! Einfach auf das Bild klicken – es öffnet sich das zugehörige Google-Doc.
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Fazit

Ganz ehrlich? Ich war skeptisch, als ich das Loop ausgepackt hatte. Wieder ein neues Band, wieder ein neuer Hersteller (hinsichtlich Fitnessarmbändern), wieder ein neues Portal und unterschiedliche Herangehensweisen.
Aber wißt ihr was? Das Konzept geht auf. Das Loop ist robust und wasserdicht, sitzt fest am Handgelenk und ist angenehm zu tragen UND es ist derzeit (Stand Frühling 2014) das einzige Produkt am Markt, welches meine Herzfrequenz messen kann und mir so auch im Fitnessstudio zuverlässig sagt, wieviele Kalorien ich verbraucht habe. Und das zu einem genial guten Preis. Zusätzlich ist das Loop wasserdicht und zeichnet den Schlaf automatisch auf. Ich muss an das Loop überhaupt nicht denken, es tut was es soll und sieht dabei auch noch hochwertig und schick aus.
Nachteile gibt’s aber natürlich auch. Die App und das Webportal sind durchaus noch stark ausbaufähig und auch die Akkulaufzeit mit Pulsmessung sollte verbessert werden. Trainings sollten gesplittet werden können und die Anzeige der App sollte ggf. anpassbar gemacht werden und man sollte in der App mehr Informationen zu einzelnen Trainings abrufen können. Aber alles in allem ist das Loop derzeit das beste Gesamtpaket, nicht zuletzt wegen der realistischen Aktivitätsmessung die sich nicht nur auf Schritte stützt. In Summe aber stößt das Loop den Fitbit Force vom Thron und wird hiermit zum derzeitigen Testsieger unter den Fitnessarmbändern gekürt. Wohlgemerkt aus meiner Sicht, da ich eben eher öfter Sport betreibe. Würde Polar nun noch eine Integration mit z.B. Runtastic oder MyFitnesspal mitbringen und sich IFTTT und z.B. TickTrack annehmen, wäre das System perfekt.