Heutzutage ist es ja en vouge, ein Tablet im Portfolio zu haben. Manche Firmen sind damit relativ erfolgreich und manche scheitern bzw. geben auf (WeTab, Touchpad). Für das Playbook ist das Rennen noch unentschieden. Das Blackberry Playbook hat nämlich definitiv das Zeug zum Erfolg. Warum? Das lest ihr in meinem Testbericht. Und es war seltsamerweise einer der schwierigsten, die ich bislang zu schreiben hatte, voll von gemischten Gefühlen – nein ich werde nicht sentimental.

Blackberry Playbook

 

Also dann mal auf zur Review!

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Folgende Punkte werden in diesem Testbericht behandelt:

  1. Verpackung und mitgeliefertes Zubehör
  2. Technische Daten
  3. Verarbeitun, Optik & Haptik
  4. Bedienung & Benutzeroberfläche (UI)
  5. Apps
  6. Performance, Display
  7. Akkulaufzeit
  8. Fazit

1. Verpackung & mitgeliefertes Zubehör

Ok, das können wir schnell behandeln. Die Verpackung ist erfrischenderweise keine Kopie der iPhone oder iPad Verpackungen. Das ist schon mal gut gemacht. Research in Motion (im folgenden kurz RIM genannt) hat zudem relativ viel Pappe verwendet. Lediglich der Einsatz, in dem das Playbook liegt, ist aus blauem Kunststoff. Hier wäre es natürlich schön, wenn auch das noch aus Karton bestünde.

Zieht man einen sehr dunkel und recht edel gehaltenen Einband ab so finden wir eine schwarze Schachtel mit dem Blackberry (BB) Logo. Einmal geöffnet finden wir schon das Tablet mit einer Neopren Schutzhülle geschützt vor uns. Unter der erwähnten Kunststoffschale befinden sich einige Folder, ein Reinigungstuch, das Ladegerät sowie ein USB Kabel. Ein HDMI Kable wurde leider nicht beigepackt – schade.

 

2. Technische Daten

  • Display: 7-Zoll-LCD-Display mit einer Auflssung von 1024 x 600 (WSVGA)
  • Display-Typ: Kapazitiver Multi-Touchscreen, unterstützt Steuerung mittels einfacher Fingerbewegungen und Mehrfachauswahl
  • Prozessor: 1 GHz-Dual-Core-Prozessor, symmetrisches Multi-Processing
  • RAM: 1 GB SDRAM
  • Speicher: 16 GB interner Solid State-Speicher
  • Wi-Fi: Wi-Fi¨ 802.11 a/b/g/n
  • 3G-Netzzugang: Tethering mit einem BlackBerry¨ Smartphone als Modem
  • GPS: Integriertes GPS-Modul
  • Bluetooth: Bluetooth¨ 2.1+EDR
  • Kameras: 3 Megapixel-Kamera (vorderseitig), 5 Megapixel-Kamera (rückseitig)
  • Video: 1080p HD-Video; H.264-, MPEG4-, WMV HDMI-Videoausgabe
  • Unterstütze Formate: Adobe¨ Flash¨ 10.1, HTML 5, Java¨, Adobe Mobile AIR, Open GL, Webkit, POSIX OS, SMP
  • Lautsprecher/ Mikrofon integriert: Ja (Stereo) / Ja
  • Anschlussmsglichkeiten: Micro HDMI, Micro USB
  • Grs§e (H x B x T) Ca.: 130 mm x 194 mm x 10 mm
  • Gewicht: 425 g
  • Lieferumfang: BlackBerry PlayBook 16 GB, USB Kabel, BlackBerry Ladegerät, Pflegetuch, Betreibsanleitung

Blackberry Playbook

 

3. Verarbeitung, Optik & Haptik

Wer die Blackberry Telefone kennt, der weiß, daß RIM durchaus sehr viel Wert auf Qualität legt. Man mag über Funktionallitäten oder das Design der Telefone streiten können, die meisten aber sind sehr hochwertig aufgebaut.
Selbiges trifft auch auf das Playbook zu. Selten war mein erster Eindruck eines nicht-Apple-Produkts: WOW – fühlt sich toll an, sieht gut aus, wirkt wertvoll. Gut gemacht, RIM.
Blackberry Playbook Lautsprecher
Rein optisch ist das Playbook (PB) wohl eines der schlichtesten Geräte am Markt. Keine Schnörkel, keine glänzenden Einsätze oder silbernen was weiß ich was am Gehäuse. Die Rückseite ist gummiert und weist zentral nur das Blackberry Logo und darüber die rückseitige Kamera mit 5 Megapixeln auf. Sogar die obligatorischen Schriftzüge die sogar bei einem iPad im unteren Drittel prangen hat RIM auf die Gehäuse Unterkante verbannt. Das gefällt!
Während die Unterseite Micro USB, Micro HDMI sowie einen Ladeanschluss bietet, finden wir seitlich weder Bedienelemente noch Lautsprecher. Wohlgemerkt, das Playbook ist für die Verwendung im Querformat gebaut. Seitlich meint also die beiden kurzen Seiten. Auf der Oberkante finden wir dann den Ein/Ausschalter sowie Tasten zur Lautstärkeregelung sowie zum Starten und Stoppen der Wiedergabe. Der Ein/Ausschalter ist leider kaum ertastbar, was die gute Positionierung dann leider wieder recht nutzlos werden lässt.
Blackberry Playbook Anschlüsse
Die Front ist ebenfalls frei von Schnörkeln. Links und rechts finden wir Lautsprecher, oben ist die Frontkamera zu entdecken. Unter dem Bildschirm ließ RIM sich den Schriftzug „Playbook“ nicht nehmen.
Während das iPad 1 noch mit 680g zu Buche schlug, wog das iPad 2 „nur“ noch 600g. Das Playbook ist mit seinen 425g dagegen ein Fliegengewicht. durch seine recht geringe Größe wiederum wirkt es aber relativ schwer, was mit zu dem äußerst hochwertigen Gesamteindruck beiträgt.
Alles in allem empfand ich das PB als ein hochwertiges, sehr gut verarbeitetes Table, welches der 7 Zoll Tablet-Klasse alle Ehre macht. Es knarrt nichts, es verwindet sich nichts, und es ist schön schlicht. Noch ein Pluspunkt, RIM.
Dank der gummierten Rückseite läßt sich das kompakte Playbook auch relativ sicher halten. Da selbige zudem komplett eben ist, ist das Auflegen auf den Tisch ebenfalls kein Problem. Um trotz der geringen Größe noch auf eine akzeptable Akkulaufzeit zu kommen, hat das Playbook jedoch eine beachtliche Dicke von einem Zentimeter. Natürlich hätte ich mir hier noch 2-3 Millimenter weniger gewünscht, aber das ist eben momentan technisch bei dieser Größe und Leistung kaum machbar.
Blackberry Playbook Rückseite
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4. Bedienung & Benutzeroberfläche (UI)

Das Playbook ist das erste Gerät mit dem neuen QNX System. Ich will hier nicht auf Details zu QNX eingehen, zu viele unterschiedliche Betriebssysteme gibt es bereits da draußen, zudem soll solch Gerät für den Nutzer einfach nur funktionieren, ohne daß er sich Gedanken darüber machen muß, ob das nun QNX, Android oder iOS heißt.
Playbook Multitaskingansicht
Für den Nutzer bedeutet QNX im Prinzip eines: Ein hochwertiges und schnelles Betriebssystem. In der vorliegenden Version zwar noch nicht frei von Inkonsistenzen oder kleineren Mängeln, aber alles in allem sehr flott und gut zu bedienen.

httpvh://www.youtube.com/watch?v=6yjNCAqYURE

Das Bedienkonzept ist schnell erklärt: RIM hat dem Playbook einen „aktiven“ Rahmen spendiert. Will heißen, daß auch der Rahmen rund um das Display auf Bewegungen reagieren kann. Kombiniert mit dem Display ergeben sich so weiterführende Gesten um das Gerät zu steuern. Wischt man z.B. aus dem oberen Rahmenbereich in den Displaybereich hinein, so werden bei den meisten Apps kontextsensitive Optionen eingeblendet. Der Browser beispielsweise blendet die Menüleiste ein, das Betriebssystem ebenfalls, hier dann aber mit Akku, Bluetooth und Einstellungssymbol bzw. den Benachrichtigungssymbolen und die Foto-App bietet eine Übersicht der Bilder und eine Löschmöglichkeit.
Playbook Bild-Menü
Wischt man von der linken unteren Kante des Rahmens zur Mitte des Bildschirms, wo wird die Tastatur eingeblendet.
Und wenn von links oder rechts vom Rahmen aus zum Bildschirm gewischt wird, so werden die geöffneten Apps durchgeschaltet. Das ist unheimlich praktisch und so viel besser als die Implementierung der Vier-Finger-Wischgeste am iPad 2. Ich bin privat iPad Nutzer der ersten Stunde – aber hier hat RIM die Geschichte besser als Apple gelöst.
Playbook Multitasking
Zu guter letzt kann man natürlich auch vom unteren Rahmenbereich auf den Bildschirm wischen. Dies blendet einerseits die „Schublade“ mit den installierten Apps ein, andererseits auch eine Miniaturansicht der laufenden Apps. Dank des dualcore Prozessors laufen die Apps übrigens tatsächlich simultan weiter, hier wurde also hinsichtlich des Multitaskings nicht gemogelt, wie bei iOS. Fairerweise muss ich aber auch sagen, dass ich dieses „echte“ Multitasking nicht „besser“ als die iOS Variante empfand. Was soll ich denn schon auf einem 7″ Gerät alles gleichzeitig machen? Musik läuft auch unter iOS im Hintergrund weiter, und ein Video lasse ich eher kaum am Tablet im Hintergrund rendern während ich eine Review schreibe 😉
Die Benutzeroberfläche ist generell sehr schön und stimmig gestaltet. Selten wird der Benutzer vor Rätsel gestellt. Die kurze Einführung in die Bedienung lege ich aber jedem neuen Nutzer an’s Herz. Hat man die oben genannten Gesten erst einmal verinnerlicht, so kann man mit dem Playbook sehr schnell und effizient arbeiten.
Playbook Musikplayer
Playbook Rotationssperre
Playbook Batterie
Zu guter letzt noch ein Kommentar zur Verbindung mit dem Mac oder PC: Auch hier geht RIM eigene Wege (warum auch immer) und lässt das Playbook NICHT als USB Laufwerk am Schreibtisch auftauchen sondern als Netzwerklaufwerk. Das hat zwar den Vorteil, daß man theoretisch auch über WLAN auf das Playbook zugreifen kann, ich hätte es aber begrüßt, wenn dies optional möglich wäre, das Playbook sich aber als ganz normales USB Laufwerk gemeldet hätte.

 

5. Apps

Ja und hier kommt nun leider das große Manko des Playbooks. Die Apps. Denn ohne Apps läuft bekanntlich gar nichts. Blackberry hat sich zwar (zum Teil) Mühe gegeben, dem Playbook eine solide Grundausstattung mit auf den Weg zu geben, ist aber letztlich kläglich gescheitert. Zwar können PDFs, Word- und Excel Dokumente, Bilder, Audio und Video bequem abgespielt werden, zwar kann das Playbook auch sehr gut mit Flash umgehen aber heutzutage ein Tablet auf den Markt zu bringen, das keinen natives Email Programm, keine Applikation für Konakte und keinen Kalender mit bringt… das geht einfach nicht. Sorry RIM, geht nicht!
Ja, ja, ich weiß. Die Bridge. Sicherheit für Unternehmen und so…
Playbook AppWorld App Updates
Zur Erklärung: RIM möchte natürlich, daß alle, die ein Playbook kaufen, auch ein Blackberry Telefon mit den zugehörigen Blackberry Services haben bzw. kaufen. Die App namens „Blackberry Bridge“ stellt dann mit eben diesem Telefon über Bluetooth eine Verbindung her und bietet dann (und nur dann) ein Mailprogramm, Kontakte und Kalender zur Verfügung. Der Vorteil liegt auf der Hand: Wird diese Verbindung getrennt so befinden sich am Tablet keinerlei sensible Daten mehr. Soweit, so gut. Das freut natürlich den Netzwerkadministrator im Unternehmen, weil nur noch das Telefon abgesichert werden muss. Das verstehe ich ja alles. Aber wäre es zu viel verlangt gewesen, diesen Admins einfach die Möglichkeit zu geben, etwaig vorhandene nativ vorhandene Apps für den Mitarbeiter einfach zu sperren, wenn dafür Bedarf besteht, aber ohne diese Sperre all den anderen Nutzern ein vollwertiges Tablet zu liefern?
Hier hat RIM leider viel zu kurzsichtig gedacht und das Playbook damit um ein Haupt-Kaufargument beschnitten. Tja.
Playbook AppWorld
Ersatzweise packt RIM dem Playbook dafür Links zu den Webinterfaces von GMail und Co. bei. Naja… wie gut diese Interfaces auf Tablets funktionieren braucht nicht weiter ausgeführt zu werden: besch…eiden. Sorry für die Ausdrucksweise.
Das ist der eine Teil der die großen Probleme bereitet. Der andere Problemfaktor sind die Entwickler. Es gibt in der Blackberry Appworld einfach viel zu wenige gute Apps. Zudem war es mir einfach nicht möglich, per Kreditkarte zu zahlen. Lediglich mit PayPal funktionierte die Bezahlung dann doch. Wenn diese Hürde gemeistert ist, funktioniert das Kaufen und Herunterladen von Apps in der AppWorld problemlos und flott.
Aber, wie gesagt, das Angebot an Apps ist mehr als verbesserungswürdig. Auch nach längerer Suche konnte ich nur einen brauchbaren Twitter-Client finden. „BlackBird“ der mit 1,99€ zu Buche schlug…
Playbook YouTube App
Leider wurde das lange ersehnte Blackberry Playbook Update immer wieder und wieder verschoben und soll nun erst Februar 2012 kommen. Dann soll ein Email Programm neben Kalendern und Kontakten ebenso wie eine weiter verbesserte UI UND Unterstützung vieler Android Apps mit an Bord sein. Ob sich das Playbook dann aber gegen das dann bald erscheinende iPad 3 behaupten können wird, sei dahin gestellt.
Playbook Bing Maps
Mit den mitgelieferten Apps alleine wird das Playbook leider eher zu einem hochwertigen Medientablet als einem Arbeitsgerät, sofern man nicht ein Blackberry Telefon besitzt. Die Bridge-Funktionalität konnte ich leider nicht testen. Verschiedenen Testberichten im Internet zu Folge soll die Bridge aber leider manchmal noch etwas unzuverlässig arbeiten.

 

6. Performance & Display

Hier gibt es keinen Grund zur Klage. Der dualcore Prozessor liefert eine solide Leistung. Animationen des Userinterfaces laufen absolut flüssig ab, Programme starten schnell, die Gesten funktionieren wie erwartet. Der mit 1GB recht üppige Hauptspeicher sorgt auch dafür, daß das Multitasking kaum ins Stocken gerät, während die außerordentlich guten Lautsprecher selbst Musikvideos zum Genuß werden lassen. Ich war ehrlichgesagt sehr erstaunt über die Lautstärke, die aus den beiden Schlitzen links und rechts des Bildschirms ertönt. Saubere Arbeit.
Der Bildschirm selbst löst mit 1024×600 Pixeln auf und basiert auf der LCD Technologie. Während der Blickwinkel etwas weniger weit zu sein scheint als bei den IPS Panelen die in den iPads Verwendung finden, ist die Farbwiedergabe ordentlich und die Leuchtstärke ebenfalls ausreichend hell, bei direkter Sonneneinstrahlung ist aber leider nichts mehr erkennbar. Da das Playbook auf nur 7″ fast die selbe Auflösung wie das iPad hat ist seine Pixeldichte etwas höher, was in einer gefühlt schärferen Darstellung resultiert.
So praktisch und transportabel das 7″ Display auch ist – zum Tippen auf der Tastatur mit zehn Fingern ist es zu klein. Schade, aber das war natürlich zu erwarten. Die Tastatur selbst ist recht gut durchdacht, das Tippen geht schnell von der Hand. Allerdings ohne Autokorrektur. Daß diese sowohl Fluch als auch Segen ist, weiß jeder, der ein modernes Touch-Gerät sein Eigen nennt. Aber so gänzlich ohne… das wäre doch bestimmt drin gewesen, RIM, nichtwahr?

 

7. Akkulaufzeit

Ich habe keine wissenschaftlichen Tests hinsichtlich der Akkulaufzeit durchgeführt. Das gleich vorneweg. Meine Erfahrung ist, daß das Playbook ohne Probleme mit einer Ladung über den Tag kommt, wenn man es intensiv nutzt um damit zu arbeiten. Wird natürlich gespielt, so reduziert sich die Laufzeit erheblich, auch Videos, speziell Flash, zehren extrem an der Laufzeit.

 

8. Fazit

Hier tu‘ ich mir nun schwer. Kann ich das Playbook euch, meinen Lesern, empfehlen? Ja und nein.
Nein, weil derzeit ab Werk kein Mailprogramm, kein Kalender und kein Adressbuch verfügbar ist und ein Webinterface gerade bei einem mobilen Gerät (ohne 3G!) einfach nicht zeitgemäß ist. Blackberry Bridge hin oder her.
Nein, weil die AppWorld zwar technisch ganz gut umgesetzt ist, die Entwickler aber nicht so recht mitspielen. Ohne Apps fehlt auch der Spaß am Playbook.
Ja, weil das Playbook ein unheimlich gut verarbeitetes Tablet mit hoher Leistung und Geschwindigkeit ist, das nicht mal vor Flash zurückschreckt.
Ja, weil es sich gut anfühlt und das Betriebssystem mit Bedacht auf gute Nutzbarkeit programmiert wurde.
Ja, weil es Spaß macht, Fotos, Videos oder Musik mit dem Tablet zu konsumieren.
Würde man mich fragen, ob man sich ein Playbook kaufen solle, wenn man kein Blackberry Telefon hat, würde ich das zum aktuellen Zeitpunkt verneinen. Wer aber schon ein Blackberry Telefon sein Eigen nennt und dieses gerne benutzt und nicht plant, zu wechseln, der ist auch beim Playbook gut aufgehoben. Während des Testzeitraumes kamen zwei Updates für das Betriebssystem (leider nicht das erwartete mit Mail/Kalender/Kontakten), was auch auf eine stete Weiterentwicklung seitens RIM schließen läßt.