Denkt man an den recht großen Markt der Heimkameras, so tauchen meist eher die „bekannten“ Marken wie Arlo oder auch Nest in den Gedanken auf. Der Markt für (semi) intelligente Kamerasysteme ist freilich aber zwischenzeitlich viel größer. Deshalb habe ich mir diesmal für euch die C6T von EZVIZ angesehen. Eine kugelförmige Kamera die laut Spezifikation alles mitbringt. 360° motorisierte Bewegung, full HD, Nachtsicht, Alexa Integration und Benachrichtigungen.

Verpackung & Lieferumfang

Obwohl EZVIZ (ausgesprochen Easy Viz) hierzulande eher unbekannt zu sein scheint, wurde Wert auf hochwertige Verpackung sowie kompletten Lieferumfang gelegt. Die Schachtel aus weißem Karton wirkt hochwertig, hinsichtlich Nachhaltigkeit hätte aber auf etwas weniger Kunststoff gesetzt werden können.

In der Verpackung finden wir alles, was benötigt wird. Die Kamera, das Stromkabel, ein USB Netzgerät sowie eine Montageplatte inklusive Schrauben und Dübeln – alles ist mit dabei um loslegen zu können.

Warum der Hersteller allerdings auf der Kameraseite nicht auf MicroUSB oder, besser noch, USB-C als Stromanschluss setzt, bleibt mir schleierhaft…

Inbetriebnahme

Grundsätzlich ist die Inbetriebnahme einfach, allerdings leidet die Kamera hier (wie auch im Betrieb) an der Software. Wie auch bei den meisten anderen Kameras ist zunächst die App des Herstellers zu laden, diese ist natürlich kostenlos.

‎EZVIZ
‎EZVIZ
Entwickler: EZVIZ Inc.
Preis: Kostenlos
EZVIZ
EZVIZ
Entwickler: EZVIZ Inc.
Preis: Kostenlos

Danach muss ein Konto erstellt werden, einhergehend damit erhält man einen Tag Cloud Speicher; die Kamera selbst speichert die Aufnahmen zudem, auf Wunsch, auch auf einer (nicht mitgelieferten) MicroSD Speicherkarte.

Nun können wir beherzt das „Plus“ Symbol antippen und die Kamera mittels Scan des aufgedruckten QR Codes hinzufügen. Die Kamera kann dabei entweder mittels Ethernet oder WLAN verbunden werden. Großer Minuspunkt: Die Kamera unterstützt nur 2,4GHz WLAN Netze. Funkt, so wie in meinem Fall, der Router das HeimWLAN auf allen Bändern, so muss man dezidiert ein 2,4GHz Netzwerk schaffen und zunächst das iPhone und dann in weiterer Folge die Kamera mit diesem Netz verbinden. Heutzutage empfinde ich das nicht mehr zeitgemäß. In meinem Fall war zudem die App „unfertig“ und präsentierte Text-Platzhalter – anscheinend war da wohl die Übersetzung noch nicht so ganz fertig gewesen. Der Entwickler hatte aber während des Testzeitraumes bereits ein Update nachgeliefert.

Schön, dass die Kamera in diesem Fall ohne zusätzliche Module auskommt und sich direkt mit dem heimischen WLAN verbindet. Die Verbindung klappt (mit 2,4GHz Netzen) schnell und ist im Betrieb stabil.

Wer das möchte, kann auch die Halteplatte an der Wand oder der Decke montieren. Mal vom Anschlusskabel abgesehen kann so die Kamera extrem flexibel platziert werden. Die App bietet zudem die einfache Möglichkeit, das Kamerabild horizontal zu spiegeln, also auf den Kopf zu stellen, so ist sogar eine Deckenmontage problemlos möglich.

Design

Nun, da man eine Überwachungskamera selten ständig befummelt, lassen wir die Haptik hier weg. Die Kamera ist aus Kunststoff und das erfühlt man natürlich auch. Optisch ist sie ausgesprochen hübsch, wenngleich durch die Kugelform natürlich auch verhältnismäßig voluminös.

Der fest stehende Sockel ist weiß, der bewegliche Teil glänzend schwarz. Auf der Rückseite finden wir den Slot für die SD Karte, den Stromanschluß sowie den Ethernet Anschluß.

Alles in allem eine Kamera, die in den meisten Regalen wenig auffallen dürfte und zudem ganz gut aussieht.

Konfiguration & Bedienung

Nun, da wären wir wieder bei der App. Also, da gibt’s einerseits das „…Mehr“ Menü rechts unten. Hier finden wir Dinge wie die Wifi Konfiguration oder auch die (sehr schlaue) Möglichkeit, Gerätedaten zu speichern. So muß nach einer Neuinstallation oder z.B. einem Kamerareset nicht alles neu eingegeben werden.

Hier finden wir auch das „Album“ mit den auf der Speicherkarte gesicherten Fotos oder Videos (erstellbar mit dem Foto/Video-Button). Natürlich können diese Dateien auch jederzeit in der Cameraroll des Handys gespeichert werden.

Weiters wird in diesem Menü der Online-Benutzer (damit klappt auch der Fernzugriff einwandfrei) verwaltet und die App, auf Wunsch, via FaceID abgesichert.

Weitere Konfigurationsmöglichkeiten finden wir dann auf Kamerabasis. Hierzu tippt man die jeweilige Kamera an und gelangt zur Live-Video-Ansicht. Nun kann z.B. der Ton stumm geschaltet werden, mehrere Kameras zeitgleich abgerufen werden, das Bild gespiegelt und gezoomt werden oder auch der Privacy-Modus aktiviert werden. Bei letzterem dreht sich tatsächlich das Kameraobjektiv dermaßen, dass es ins Gehäuse zeigt und so keinerlei Videos mehr erstellen kann.

Über ein Steuerkreuz kann die Kamera manuell geschwenkt werden oder auch die automatische Bewegungsverfolgung aktiviert werden.

Speziell am iPhone X ist das aber eher schlecht umgesetzt, denn die jeweiligen Buttons kleben viel zu weit unten am Bildschirm und die Texte sind zudem viel zu lang und werden abgeschnitten. Thema Software, seufz. Wer mag, kann die Kamera auch ein 360° Panoramabild erstellen lassen – witzige Idee!

Auch ein Sprechen über die Kamera ist möglich, der eingebaute Lautsprecher vollbringt zwar keine Wunder ist aber klar und gut hörbar. Die Redaktionskatze reagiert darauf allerdings nicht 😉

Nervig: Schaltet man die Tonübertragung der Kamera auf Stumm, so ist sie beim nächsten Anwählen der Kamera wieder aktiv.

In den Einstellungen der Kamera selbst, welche man über das Zahnradsymbol erreicht, können einige wenige Einstellungen, wie die Status LED oder das Infrarot-Nachtlicht an- oder abgewählt werden. Hier ist auch die „Alarmbenachrichtigung“ versteckt – einer der wichtigsten Punkte für eine Sicherheitskamera!

Alarmbenachrichtigungen

Eigentlich bietet die Kamera einige wirklich smarte Ansätze für Benachrichtigungen. Push Nachrichten auf’s Smartphone werden ausgesprochen schnell und vor allem zuverlässig zugestellt.

Auf Wunsch gibt die Kamera selbst sogar bei Alarm einen (in zwei Lautstärken justierbaren) Alarmton aus. Super!

Großers Aber hinsichtlich der Benachrichtigungen: Ezviz kennt keine Anwesenheitserkennung, diese lässt sich nur über IFTTT realisieren. Will man sich damit nicht auseinandersetzen, so kann  man nur manuell einen Zeitplan erstellen. Sollte man dann aber mal davon abweichen, wird man natürlich mit Nachrichten bombardiert, bis man entnervt selbige abstellt – und bestimmt für den nächsten Tag vergißt, sie wieder zu aktivieren. Auch ist z.B. das Einstellen der Zeitpläne unglaublich schlecht gelöst, da die App schlecht ans iPhone X angepaßt wurde. Würde zumindest das Interface wesentlich flexibler umgesetzt, so könnte man hier besser auf Nutzerwünsche eingehen.

Was aber IFTTT natürlich auch nicht lösen kann, ist das Thema mehrerer Bewohner eines Hauses bzw. einer Wohnung.

Im Alltag

Genug aber mit dem ganzen Einstellungs- und Konfigurations-Kram. Nimmt man mal an, man ginge täglich um 7:30 ins Büro und kommt um 17:30 nach Hause, so wird man mit dem starren hinterlegbaren Zeitplan durchaus auch das Auslangen finden. Tut sich dann z.B. während dieses Zeitraums etwas, so erhält man eine Push-Benachrichtigung und kann zur EZVIZ App springen und sich angucken, was denn da passiert ist. Die Kamera zeichnet hier lobenswerterweise auf, solange die Bewegung andauert. Wir konnten die Redaktionskatze verlässlich beim Mitternachtssnack beobachten. Trotzdem die App großer Nacharbeit bedarf, kann man damit also durchaus das Auslangen finden.

Bildqualität & Bewegungserkennung

Alles was direkt auf der Kamerahardware läuft, läuft gut 🙂 Einerseits ist die Bildqualität sehr gut, sowohl bei mittelmäßigem wie auch bei schlechter Beleuchtung (infrarot-Sicht) und die Erkennung von Bewegungen zwecks Alarmauslösung sowie Verfolgung etwaiger Bewegungen (z.B. Personen oder Haustiere). Ebenfalls positiv fällt auf, wie leise die Motoren der Kamera arbeiten. Sie sind zwar hörbar aber ausgesprochen leise.

Wie bereits erwähnt nimmt die Kamera in FullHD sowohl Fotos als auch Videos auf. Dass die App fälschlicherweise auch eine UltraHD Einstellung erlaubt, ändert dran nichts.

Die Videos liegen beim Speichern in 1920×1080 pixel bei 15 Bildern pro Sekunde auf. Die niedrige Bildrate führt allerdings bei schneller Bewegung schnell mal zu Bewegungsunschärfe.

Ist das System smart?

Ein bisschen. Auf Objekterkennung (z.B. Tiere oder Personen) müssen wir zwar verzichten, an IFTTT hat der Hersteller aber gedacht. Den fiesen Alarm-Zeitplan vergessen wir also besser ganz schnell und klöppeln uns mit IFTTT, und der iOS Location einfach zwei Regeln zusammen, welche die Kamera scharf schalten, wenn wir das zu Hause verlassen und die Benachrichtigungen abschalten, sobald wir wieder zu Hause ankommen.

Ezviz im Smart-Home?

Ein bisschen. EZVIZ bietet einen Alexa Skill an, der sehr gut funktioniert. Allerdings mit zwei Einschränkungen:

  1. Es wird am Echo Show (oder Spot) lediglich das Kamerabild, nicht aber Bedienelemente zum Schwenken der Kamera angezeigt.
  2. Das Ganze funktioniert nur, wenn man in der App die „Bildverschlüsselung“ abschaltet. WTF? Ich hab beim Hersteller angefragt und werde den Artikel aktualisieren, sobald ich Antwort erhalte. Dazu sagt der Hersteller folgendes:

    1. Grundsätzlich werde SSL zur Videoübertragung genutzt
    2. SSL wird außerdem auch in allen Account-Relevanten Operationen benutzt und alle Kameras werden auch eindeutig immer nur EINEM Account zugewiesen.
    3. Die Bildverschlüsselung ist wiederum ein weiterer Sicherheits-Layer den man aber eben für das Öffnen des Systems für Alexa einbüßt.

Was man hinsichtlich Smarthome sonst noch machen kann ist, sich mit IFTTT zu befassen. z.B. kann man durchaus die Kamera quasi als Bewegungssensor zum Einschalten des Lichts verwenden oder sich abseits der über die App versandten Benachrichtigungen z.B. auch Emails über IFTTT senden lassen.

Homekit?

Leider nein; die C6T ist nicht HomeKit kompatibel, was ausgesprochen schade ist.

Pro & Contra

+ hübsches Design
+ zuverlässige Funktion
+ gutes Kamerabild
+ großer Schwenkradius und
+ leise Servomotoren
+ selbst Deckenmontage ist möglich
+ relativ günstig für die gebotene Leistung
– schlecht programmierte App, teils umständliche/unlogische Bedienung
– nicht HomeKit tauglich

FAZIT

Ist die C6T von EZVIZ nun aber eine Empfehlung wert? Durchaus! Die Kamera ist mit knapp über 100€ relativ preisgünstig für die gebotene Leistung. Setup und die Benutzung im Alltag sind einfach, wenngleich der Hersteller noch intensiv an seiner App arbeiten muß. An Bild- und Tonqualität gibt es grundsätzlich nichts auszusetzen, sowohl bei Tag als auch bei Nacht, lediglich eine native Anwesenheitserkennung sollte geliefert werden, kann aber zum Teil durch IFTTT realisiert werden.

Wenn also eine motorisch schwenkbare full HD Kamera gesucht wird – die C6T sollte man definitiv in Erwägung ziehen.